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Bericht: Mein erstes Telefoninterview – Buzzwords, Marketing und Wissenschaft

Ich kam vor kurzem in den Genuss eines Telefoninterviews durch amazon. Es ging um eine Stelle für die meine Bewerbung in Betracht gezogen wurde.
Es war mein erstes Telefoninterview und mich begleitete doch eine gewisse Nervosität.
Seit ich um diesen Termin wusste hatte ich mich gefragt ob amazon wohl mal auf mein Blog geschaut hat. Immerhin hatte ich die Adresse auch in meinen Unterlagen untergebracht. Und tatsächlich wurde dies auch gemacht. Das finde ich durchaus positiv, zeigt es doch, dass man sich mit den Bewerbungen auseinander setzt.

Ein wenig zurück im Blog findet sich auch ein Artikel mit dem Titel „amazon und kompetenz“. Dort störe ich mich an der Verwendung des Begriffs Kompetenz auf der Homepage von amazon.de, bzw. frage ich mich,  wie amazon in einem Telefoninterview meine Kompetenzen herausfinden will, wie sie es ja dort selbstbewusst anpreisen. Entstanden ist dieser Beitrag, nachdem man mir eine Absage gesendet hatte, die zweite insgesamt. Dann bekam ich einen Anruf. Es gäbe doch noch eine offene Stelle, man würde gerne ein Telefoninterview mit mir machen.

In dem ca. 45 minütigen Gespräch wurde der Fokus insgesamt 20 Minuten auf meinen knappen Blogeintrag gelegt. Hab ich da etwa einen Nerv getroffen? Die Kompetenz von amazon in Frage gestellt?
Zuerst wurde versucht sich von hinten an das Thema Blogeintrag anzunähern. Ob ich schon mal etwas ins Netz gestellt hätte, was ich bereue? Was ich davon halte sich bei einem Unternehmen zu bewerben und gleichzeitig an diesem öffentlich Kritik zu üben.
Es gelang meinem Interviewer nicht seine Absicht zu verbergen, was ihm dann auch schnell auffiel. Sofort verkündete er „mit offenen Karten zu spielen“. Also wurde munter über Kompetenz geredet. Was das sei und so weiter. Mein Blick auf das Thema passte anscheinend nicht so gut in das Konzept von amazon. Fähigkeiten und Möglichkeiten situationsgerecht zur Problemlösung einsetzen sagte ich in etwa. Quasi unverzüglich schmetterte mir die Frage entgegen ob ich der Meinung wäre, dass das mehr Menschen verstehen würden wenn ich Fähigkeiten und Möglichkeiten auf die Homepage schreiben würde.
Nein, der Meinung bin ich nicht. Aber ich würde den Anspruch an solch eine Aussage anlegen zumindest etwas akkurater zu sein und nicht einfach aus Marketinggründen Kompetenz als Buzzword einzusetzen. Wie auch immer, mir wurde versichert die Recruitingabteilung habe sich dabei etwas gedacht. Nun dann, brauche ich dazu ja auch nichts mehr zu sagen, ist ja alles gut wie es ist.

Kurz darauf drängte man mir bereits ein Zwischenfazit an, bei dem das Interview bereits ein Ende hätte finden können: Ich solle wirtschaftlicher denken. Die Industrie ticke nun mal anders als die Wissenschaft. Wirklich? Mir war nicht klar, dass die Industrie deshalb auch auf inhaltlich dünnem Eis Marketingpiruetten drehen muss, bzw. dass sie es nicht schafft meine demnach ja unsinnige Kritik zu ignorieren.

Für mich bleibt die Verwunderung über das Gespräch und die darin investierte Energie seitens amazon. Wurde doch letztlich nichts erreicht. Amazon fühlt sich bestätigt in der Vorgehensweise und versucht mit heißer Luft mehr Marketing zu betreiben. Es reicht also schon eine kleine Spitze aus, um solch ein Unternehmen aus der Reserve zu locken. Vermutlich gab es die Stelle wegen der man mich anrief nie. Mir hätte eine sachliche Debatte mehr Spaß gemacht, ohne mich in einer vermeintlichen Bewerbungssituation wie ein beleidigter Teenager anzuzicken.

Spaßiger Weise kam kurze Zeit später das Dossier in der Zeit mit einem sehr passenden Titelblatt zu Industrie und Wissenschaft heraus. Wie passend.

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