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Moocs spiegeln die Illusion der Selbstständigkeit wieder? – eine subjektive Reaktion

Eben las ich mit Interesse den Beitrag E-learning 2.0 oder “die große Bildungsillusion” von soocli. Der Beitrag sprengt durchaus den üblichen Rahmen eines Blogbeitrags aber eigentlich ist das auch mal ganz schön. Hier mal ein paar unstrukturierte Gedanken zu diesem Blogbeitrag:

Es ist Happy Cadaver, ein Feiertag, und ich sitze mit der Nase vor dem Bildschirm. Das Unterscheidet sich insofern von meinem Alltag, als das eine Katze zwischen Tastatur und mir liegt.
Dennoch schaue ich mir die Blogbeiträge des #Sooc13 an und bin erstaunt. Nun ist es so, dass ich mein Diplom seit Februar in der Tasche habe und nun sowas ähnliches wie einer Arbeit nachgehe. Die Details sind nicht so wichtig. Es reicht zu wissen, dass ich jeden Tag um 5:15 aufstehe, um 7:30 auf der zu weit entfernten Arbeit sein muss und dort bis 15:30 festsitze. Dabei habe ich mit Menschen zu tun und einen Computer vor mir stehen, ich lese also ständig was so über den RSS Reader rein kommt. Mal intensiver, mal weniger.

Die Kritik die in dem Artikel geäußert wird finde ich spannend und ich kann mich in weiten Teilen dieser Untätigkeitstendenz – oder etwas distinguierter ausgedrückt – Ressourcenökonomie anschließen. Dennoch schaue ich mir den Sooc13 neben der Arbeit an und versuche daran teilzunehmen. Klar, ich brauche keine Credits, ich bin daher nicht gezwungen mitzumachen und kann so viel lesen oder auslassen wie ich lustig bin.
Nur warum bleibe ich dabei? Ein Grund ist sicherlich, dass mein auch erst vor kurzem veröffentlichtes Blog dadurch etwas mehr Inhalt und Relevanz (für mich) bekommt. Ein anderer ist aber auch mein Interesse am Thema multimediales Lernen selbst. Das wurde durch meine freiwillige Teilnahme am Educamp in Hamburg (wieder) geweckt. Dort bin ich quasi ohne Erwartungen hingefahren und wollte doch irgendwie alles erfahren. Ich bin von dort aus völlig begeistert und beseelt nach Hause gefahren. Die Konsequenzen sind, dass ich mich intensiver mit dem Thema auseinander setze. Auf meine Art und Weise und in meiner Geschwindigkeit. Allerdings muss ich zugeben, dass mich das Thema schon immer interessiert hat und irgendwie schon die persönliche Interaktion all das ausgelöst hat. Ich stimme dir also zu: Der mooc wird den persönlichen Kontakt nicht ersetzen können. (Siehe auch das Video am Ende des Beitrages)

Ich nenne das auf meiner Seite einen Lernprozess. Ich beschäftige mich dabei mit mehreren Dingen: Technik von Blogs, (z.B. Markdown), Sketchnotes vielen weiteren Themen und jetzt auch noch mit Moocs. Dabei schaffe ich mir eine gewisse Öffentlichkeit. Diese Öffentlichkeit kann mir, wenn ich beispielsweise grob falsch liege, eine Rückmeldung geben. Aber alles das ist selbstorganisiert. In welcher Art und weise der Lerneffekt sichtbar wird liegt an mir. Keiner schreibt mir vor wie ich meine Informationen beschaffen soll oder verarbeiten soll. Trotzdem ist der sooc13 didaktisiert. Ich kenne zwar die Präsenzphase der Veranstaltung nicht aber die Inhalte der Themenwochen sind vor der didaktischen Folie ausgewählt worden. Somit gibt es eine minimale Struktur. Meine Relevanz sowie die übrigen Aspekte wie Zeit, Raum, Inhalt, Relevanz sowie den Umfang meines Engagements entscheide ich selber.

Genau wie Downes sagt:

it is the placing of the control of learning itself into the hands of the learner

Aber aus meiner Bildungsbiographie ist für mich auch ganz klar, dass das in der Schule nicht oder nur sehr bedingt funktioniert hätte. Das liegt meiner Meinung nach aber an völlig anderen Gründen, die gesamtgesellschaftlich zu suchen sind. Nachdem ich vor kurzem einen Tag lang das Vergnügen hatte zwei 8. Klassen einer Hauptschule in der Berufsorientierung zu vertreten scheint mir (natürlich völlig valide, reliable und representativ) vor allem der Wert Bildung zu fehlen. Shop ‚til you drop, Geiz ist geil etc. gilt als erstrebenswert, nicht jedoch Wissen zu erwerben. Solange dies nicht grundlegend in der Gesellschaft, durch alle Schichten, Kartoffeln und alle anderen Modelle hindurch verankert ist wird sich das nicht ändern.
Abgesehen davon hat Schule auch einen natürlichen Feind, die Pubertät 😉 Denn mit oder ohne Computer und sonstigen didaktischen Kapriolen war Schule schon immer schlecht darin (mich) zu begeistern, von wenigen Ausnahmen mal abgesehen. Das sollte also in der Uni anders sein. Aber da kommt der Alltag des Lehrbetriebs in die Quere.

Weiter soll es

a collapse of the distinction between teacher and student altogether

geben.
Das ist natürlich ein sehr ideelles Bild. Aber schon Paulo Freire sprach vom Lehrer-Schüler und dem Schüler-Lehrer und meint die Auflösung der herrschenden Asymmetrie zwischen den beiden Rollen. In der Uni könnte man diesem Ideal ja durchaus schon näher kommen, doch auf der Jagd nach Credits zählt eben nur was Relevanz für die Klausur hat und nicht was spannend ist oder sein könnte. Darüber hinaus stehen die Lehrenden ja ihrerseits in Zusammenhängen in denen Augenhöhe gewährleistet sein sollte dem aber leider häufig nicht so ist.

Zum letzten Punkt muss ein Video als Antwort reichen

It’s not even remotely like a real class

Ich finde deinen Artikel sehr wertvoll und interessant und denke du realisierst deinen eigenen selbstorganisierten Lernprozess noch nicht.

Diese Studie habe ich mal raus gelassen weil ich mich mit ihr nicht auskenne. Aber ich habe schon eine ähnliche Kritik wie im ersten Kommentar gehört und muss zu moocli noch sagen, dass der Autor der Studie sich der unterschiedlichen Definitionen von Lernen sicherlich bewusst ist, sich aber dazu entschlossen haben wird dies zu vernachlässigen. Das ist bei der Interpretation dieser Studie nicht zu vergessen. Daher wäre mal interessant zu lesen was für Anstrengungen in der Studie unternommen wurden um diesen Umstand zu relativieren.

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